Santa Lucia und Lussekatter

Ausblick auf den Winter

Spätestens mit der Zeitumstellung am letzten Sonntag im Oktober nehme ich Abschied von goldenen Herbsttagen. Die dankbare Zeit der Ernte und das Auskosten der letzten Sonnenstrahlen ist vorbei. Es ist Zeit den Blick zu wenden und dem langen Winter entgegenzusehen. Besonders in den nördlichen Ländern stellt sich neben vorweihnachtlicher Gemütlichkeit auch ein Gefühl der Melancholie ein.

In den nächsten Wochen schauen wir auf eine karge Welt, welche die Pracht des Sommers und den Glanz des Herbstes abgelegt hat. Bäume ohne Laubkleid strecken ihre Äste in den grauen Himmel. Auf den Schären pfeift ein kalter, unfreundlicher Wind, unter dem sich die letzten Gräser müde beugen. Auf Reisen fährt man durch kahle Landschaft, in der die Felder brach liegen und bis zum späten Frühjahr ruhen werden.

Ein Licht in der Dunkelheit

In dieser Jahreszeit ist jedes Licht willkommen, macht es doch Hoffnung auf einen Ausweg aus der dunklen Winterhöhle. Das schwedische Luciafest ist ein solches Zeichen der Hoffnung und wird jedes Jahr am 13. Dezember groß gefeiert. Mit den Festlichkeiten wird das Vertrauen auf einen Neuanfang und die Wiederkehr heller Mittsommertage bestärkt. Persönlich bin ich überzeugt davon, dass Wert und Bedeutung von „Lucia“ im direkten Zusammenhang zum Winter stehen, der im Norden länger und dunkler ist und daher oft auch bedrückender wahrgenommen wird. Wer möchte dem nicht mit Helligkeit und Fröhlichkeit entgegenwirken?

Schwedische Luciatradition

Wie wird nun das Luciafest in Schweden gefeiert?
Stellt euch vor, dass aus der Morgendämmerung eine helle Gestalt erscheint. In einem weißen Gewand und mit einem roten Band in der Taille gegürtet trägt das junge Mädchen einen Lichterkranz im Haar und eine Kerze in der Hand. Gefolgt wird sie von weiteren Mädchen, ähnlich gekleidet und mit weiteren Kerzen. Zusammen stimmen sie das Lied der „Santa Lucia“ an.

So oder so ähnlich sieht die klassische Luciaprozession aus die am Festtagsmorgen zu Hause in den schwedischen Familien nachgestellt wird, wobei die älteste Tochter traditionell die Rolle der Lucia einnimmt. Auch in Kindergärten, Schulen, Büros und abendlichen Weihnachtskonzerten ist „Santa Lucia“ an diesem Tage überall präsent. Gefeiert wird sie mit schwedischem „Glögg“, „Pepparkakor“ und „Lussekatter“.

Die neckischen „Lussekatter“

In den „Lussekatter“, frei übersetzt „Luciakatzen“, spiegelt sich schwedischer Frohsinn und eine gewisse Lässigkeit. Lustig und locker zur klassischen Doppelspirale geschwungen oder zu ganz anderen Formen verarbeitet sind die „Lussekatter“ ein weiterer Stimmungsaufheller im dunklen Dezember. Kostbarer Safran gibt den Hefeteilchen zudem eine frohe, goldgelbe Farbe. In vielen Haushalten werden die „Lussekatter“ in der Vorweihnachtszeit selbst gebacken. Wenn der würzige Duft durch das Haus zieht, füllt sich die kalte Größe des Winters mit Backofenwärme als auch mit menschlicher Wärme.

Wer nun Lust bekommen hat auf vorweihnachtliche Gewürze und den Winterabend goldgelb färben möchte, dem empfehlen wir unsere Safranmilch.

„Santa Lucia“ in anderen Ländern

Während die volkstümliche Deutung des Luciafestes in Schweden sich vorwiegend auf das jahreszeitliche Spiel von Licht und Dunkelheit gründet, gibt es zum Luciafest natürlich auch einen religiösen Kontext. Nach römisch-katholischem Glauben lebte im dritten Jahrhundert die Jungfrau Lucia in Syrakus, Sizilien. Den Erzählungen nach half sie verfolgten Christen, indem sie ihnen in den unterirdischen Verstecken Wasser und Nahrung brachte.

Um in den Katakomben besser sehen zu können und zudem die Hände für die Gaben frei zu haben steckte Lucia sich Lichter in die Haare, daher der Lichterkranz. Das weiße Gewand symbolisiert die Reinheit der „Santa Lucia“, das rote Band ihr späteres Schicksal als christliche Märtyrerin. Der Gedenktag für die heilige Lucia ist der 13. Dezember und damit schließt sich der Kreis zum schwedischen Festtag.

 

Text: Line Grube, 2021
Illustration: Line Grube „Lucies Traum von Lucies Katze und Lussekatter“, 2021
Foto: Line Grube, schwedische Lussekatter und Glögg, 2021

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